Warum DU (nicht) „hochsensibel“ BIST (bzw. „hoch- oder vielbegabt“, „bewusst“, „erwacht“, o.ä.)…

Liebe Eva! Ich habe vor langer Zeit erkannt, dass ich „hochsensibel/-sensitiv/hochbegabt/vielbegabt/erwacht/etc.“ bin…und dieses Erkennen hat mir sehr geholfen, mich mit meinem spezifischen Erleben annehmen zu können und nicht mehr so darunter zu leiden „anders“ als mein Umfeld wahrzunehmen bzw. zu sein…In letzter Zeit frage ich mich jedoch oft, worin genau die Unterschiede liegen…zwischen mir und „den Anderen“…woran macht es sich eigentlich fest, dass man „hochsensibel/hochbegabt/vielbegabt/erwacht/etc.“ ist…das verwirrt mich gerade sehr…!

Durch-schau` genau …

Zu allererst ist „hochsensibel etc.“ einfach ein Begriff…etwas, das „begreift“, definiert(=eingrenzt) und beschreibt…
Dabei beschreibt der Begriff eine RELATIVE UNTERSCHEIDUNG…das heißt er dient dazu, Differenzen festzustellen…allerdings nur RELATIVE Differenzen…also solche, die von dem jeweiligen Blickpunkt, der Perspektive bzw. Haltung abhängig sind, die der Betrachter einnimmt…
Diese Differenzen, Unterschiede bzw. Eigenschaften existieren also niemals „an sich“ sondern ergeben sich stets aus der Betrachtungsweise!
Daran ist grundsätzlich nichts zweifelhaftes…denn tatsächlich trifft diese Relativität ja  auf alle Kategorien des Denkens  zu…
Um es in eine banales Beispiel auf einer leicht zu begreifenden Ebene zu packen: in Bezug auf Dein Kind magst Du eventuell „geruchs-unsensibel“, in Bezug auf Deine beste Freundin vielleicht „ganz normal“, in Bezug auf Deine Arbeitskollegen aber womöglich ausgesprochen „hochsensibel“ sein…

Orientierung ist immer relativ

Diese Verhältnisse  herauszufinden dient Dir dazu, Deinen KörperGeist besser, d.h. achtsamer, stimmiger durch die Wirklichkeit zu navigieren, weil Du besser verstehst wie er IN BEZUG AUF etwas „funktioniert“.
In dem Maße,  in dem Du Dir  über die relativen Nuacen zwischen Dir und Deiner Umgebung  bewusst wirst, steigt auch die Möglichkeit,  das ursprünglich leidvolle Fehlen von Übereinstimmung zu transzendieren. D.h.: wenn Du – um bei dem Beispiel zu bleiben weißt, dass Du einen „besonderen“ Geruchssinn hast, und diesen Aspekt Deines Erlebens bewusst kennenlernst, dann verringert sich automatisch Deine Irritation, wenn es zu best. olfaktorischen Erfahrungen kommt…Du „kennst das schon“…es ist Dir bereits bewusst…
(Tatsächlich erlebt mensch gemeinhin eine Erleichterung, wenn für das, was scheinbar NUR das eigene Erleben mit sich bringt, ein bereits bestehenden Begriff gefunden wird…der erste Schritt der Heilung beginnt somit oft mit dem Erstellen der Diagnose…durch das Benennen- und Eingrenzen/Abgrenzen-Können entsteht der Eindruck, nicht mehr länger einem nebulösen „Etwas“ ausgeliefert zu sein, sondern gewissermaßen den Überblick/Kontrolle zurück zu gewinnen. Problematisch wird es jedoch bereits kurz nach diesem ersten Entspannungseffekt: wenn die Identifikation mit der Diagnose einsetzt …)

Wenn BEGREIFEN das BEJAHEN unterstützt

Wenn es Dir dank der Kategorisierung (Benennung) außerdem noch leichter fällt, Deine spezifische Erfahrung zu bejahen, „anzunehmen“ (was ohnehin schon ist), und Dich ihm zuzuwenden, beginnt sie „sich Dir zu entdecken“…d.h. tiefere Schichten zu zeigen…
In weiterer Folge, beginnst Du Dein Erleben immer besser zu begreifen, die dementsprechenden Bedürfnisse und zu kommunizieren und Deine Lebensbedingungen dahingehend zu modifizieren, dass so Du nicht mehr unter Deiner „Erlebens-Art“ leiden musst, sondern sie sogar „pflegen“, ausleben, genießen kannst…
Ist diesem Fall…wenn Du Dich Deinem spezifischen Erleben bejahend zuwendest, auf seine „Botschaften“ hörst und seine „Geschenke“ empfängst, begibst Du Dich immer mehr in jene Haltung, die für Deine weitere und letztlich absolute SELBST-Erkenntnis unabdingbar ist: Die liebende und bewusste Hinwendung zu dem WAS IST. (…und das gilt natürlich für alle sichtbaren, unsichbaren, manifesten und nicht-manifesten Ebenen Deines Seins…)
Relative Differenzierungen treffen zu können ist also überaus hilfreich, wenn mensch sich auf den Weg zu sich SELBST begibt…auf diese „Reise“ in der es letztlich darum geht, als das einzigartige Geschöpf, das DU BIST , Deine EINHEIT mit ALLEM WAS IST zu erkennen und durch Dein SEIN zu verwirklichen.
Deine Einzigartigkeit und Vollkommenheit will dabei im „großen Ganzen“, aber auch bis ins kleinste Detail von Deinem Bewusstsein erfasst und liebend gelebt werden.
…und das bedeutet natürlich auch nach und nach zu entdecken, wie Dein KörperGeist-System IN BEZUG AUF DIE jeweilige UMGEBUNG bzw. den jeweiligen VERGLEICHSGEGENSTAND so funktioniert…und wie gesagt: das ist phasenweise notwendig und hilfreich…ABER: wenn vergessen wird, dass diese Kategorien nur eine vorübergehende Orientierungshilfe sind…“Wegweiser“, Hinweis-Schilder“…und mensch sich mit der jeweiligen Kategorie identifiziert, dann ist das Hinweisschild nicht mehr hilfreich, um der Ganzheit seines WAHREN Wesens näher zu kommen, sondern wird zum sprichwörtlichen „Brett vor dem Kopf und v.a. auch dem HERZEN“…

DER/N UNTERSCHIED macht das „Ich“

Bei gewissen Kategorien scheint es leicht zu sein, das bisher Beschriebene zu durchschauen und seine Identität nicht allzu eng an sie zu binden…denn, ich nehme an, dass Du Dich SELBST z.B. nicht über die Eigenschaft „rechts- oder linkshändig“ definierst: Diese Eigenschaft ist zwar ein wesentlicher Aspekt Deines KörperGeist-Systems – einhergehend mit vielen individuellen Erfahrungen und einer davon geprägten Lebensgeschichte…aber natürlich weißt und spürst Du, dass DICH das nicht ausmacht…oder zumindest nicht „vor allem“…
Warum scheint es hier aber so einen großen Unterschied zu der Kategorie der „Hochsensibilität“ zu geben…!?
Nun: erst einmal ist offensichtlich, dass nicht NUR Du „rechts/linkshändig“ bist…also bindest Du Deine Identität auch nur minimal an diese Eigenschaft…
Anders verhält es sich natürlich mit all jenen Aspekten Deiner Selbst-Erfahrung, in denen Du Dich (scheinbar) von anderen unterscheidest… (weiblich/männlich, klein/groß etc..)…immer dann, wenn mensch also eine Erfahrung macht, die mit dem Eindruck einhergehen „(nur) ich bin/erlebe/fühle etc.“ bildet sich daraus ein „Strang“ eines letztlich dicht verwobenen „Ich“-Konzeptes, das dem Bewusstsein in weiterer Folge jedoch nur noch fragmentarisch zugänglich ist.

Je nachdem wie es erSCHEINT

Jeder dieser Unterschiede, die Du zwischen Deinem und einem anderen KörperGeist-System wahrzumehmen scheinst* wird auf diese Weise zu einer Faccette Deiner „Ich“-Identifikation…dort, wo Du diese Erfahrung (scheinbar*) mit anderen teilen kannst entsteht eine „Wir“-Identifikation…beides gehört zum MenschSEIN dazu und will auch durchlebt werden.
Wenn Du also erfährst, dass Du scheinbar* „anders“, „mehr“, „intensiver“ spürst, wahrnimmst, hoffst, wünschst und träumst als „der Rest der Welt“…entsteht ein „Ich“-Konzept, das sich letztlich z.B. mit der Begriffsdefinition „hochsensibel“ zu decken scheint…
(* SCHEINbar  bezieht sich hier nicht darauf, dass Du PERSÖNLICH Dich in Deiner Wahrnehmung täuschen würdest…Nein! alles was Du WAHRnimmst, ist wahr für Dich und will ebenso als WAHR-genommen werden!! Jedoch erscheint jeder Unterschied, jede Differenz zwischen „Deinem Ich“ bzw. seinem Er-LEBEN und dem „Ich“ eines anderen eben nur aus einer bestimmten, sehr eingeschränkten Perspektive als solcher…)
Um es an einem einfachen Beispiel deutlich zu machen: Wenn Du Dich (also Dein KörperGeist-System) auf einer Party mit anderen vergleichst und Dich innerhalb des sozialen Geschehens (quasi wie im Labor) beobachtest erscheint womöglich das „Beobachtungs-Resultat“: „Ich bin schüchtern(er) im Gegensatz zu den Anderen“…
(…übrigens eine weit verbreitete Annahme! Viele Menschen, die nach außen als „Rampensau“ oder „Partylöwe“ erSCHEINEN, tun dies, weil sie irgendwann begonnen haben, ihre SCHEINbare Introvertiertheit bzw. Schüchternheit mit bewusster Expressivität zu kompensieren)
…wenn Du aber den engen Blickwinkel weitest, und Dich nicht nur in Hinblick auf die momentane „Versuchs-Anordnung“ betrachtest, wird Dir womöglich bewusst, dass die Zusammenhänge viel komplexer sind: womöglich liegt es an den spezifischen Rahmenbedingung, dass Du nicht aus Dir herausgehen möchtest,…wahrscheinlich spürst Du, dass auch die „Anderen“ etwas an sich haben, dass Du an Dir selbst als „Schüchternheit“ wahrnimmst, aber womöglich anders damit umgehen – aus welcher Motivation auch immer,…womöglich fallen Dir Situationen ein, in denen Du selbstbewusst, expressiv und kommunikativ bist, etc…

Kategorisierung beschneidet Bewusstheit

Hier wird schon deutlich, das jegliche Kategorie niemals dazu in der Lage sein kann, die Ganzheit und Prozesshaftigkeit DEINES SEINS zu erfassen! Eine äußerst grobe, oberflächliche und scherenschnittartige Skizzierung von isolierten, relativen und wandelbaren Umstände ist das Maximum, das durch Begriffe wie „hochsensibel“, „vielbegabt“, etc. erreicht werden kann
Was?.., Wie..?, Wann..?, Warum..?… Inwieweit…!? In Zusammenhang womit..?, Im Vergleich wozu..?, ….BIST DU  „hochsensibel“ o.a….!?
Aber Vorsicht(!): Verstehe diese Fragen nicht als Anregung zur Selbst-Analyse(!)…sondern als Hinweis darauf, wie unendlich komplex, facetten- und detailreich Deine (Selbst+Welt)-Erfahrung IN WAHRHEIT ist…auf wie vielen Ebenen sie sich vollzieht…in wie vielen noch unentdeckten Bereichen…verwoben mit ALLEM, ohne Anfang oder Ende, fließend, unergründlich…

LEBEN entdeckt sich SELBST durch Dich!

Deine Bewußtheit darüber, dass Du in jedem Moment EINS mit der Ganzheit des LEBENS bist, mag zwar nicht (noch) nicht voll entfaltet, die SELBST-Erkenntnis in einem best. Moment begrenzt sein…z.B: in der Weise, dass Du keine Erinnerung an eine bestimmte Erfahrung oder keinen Zugang zu einer bestimmten Ebene Deines Bewusstseins hast…Du das Gefühl hast, einige „Dinge“ nicht zu verstehen oder Dir gewisse Bereiche „der inneren/äußeren Welt“ (noch) nicht so vertraut sind wie andere…
Aber gerade die ewige Ausdehnung dieser SELBST-Bewusstheit in und durch DEINEN KörperGeist ist jener Prozess der DICH zur ganzheitlichen SELBST-Erkenntnis führt!
Anders beschrieben: Das LEBEN in seiner unbegrenzten Vielheit, Ganzheit und EINHEIT lebt durch Dich, drückt sich durch Dich aus und kommt schließlich IN DIR zur umfassenden Bewusstheit seiner SELBST!
…und dabei verläuft es naturgemäß versch. Phasen…entdeckt nach und nach mehr und mehr Bereiche, Ebenen und Aspekte des Lebendigen und erkennt SICH SELBST in ihnen…
Im menschlichen KörperGeist führt das jeweils zu der Idee/Wahrnehmung: „Ah, ich bin also XY…!“…und dabei wurde wieder ein Aspekt des Lebens als „ICH SELBST“ erkannt!…und sofern nicht gegen diesen Aspekt gekämpft wird,…sofern der KörperGeist-Kanal sich DEM gegenüber, WAS IST nicht verschließt, wird der betreffende SEINs-Aspekt auch in Einigkeit (aus-)gelebt (und somit verwirklicht)…

Unendliche Ausdehnung, Vertiefung, Entfaltung

Dieser Weg endet aber nicht irgendwann, wenn man „alle seine eigenen“ Facetten erkannt hat und „endlich-ganz-man-selbst“ ist…denn das, was DU IN WAHREIT bist ist ewig und unbegrenzt!
Demnach ist SELBST-Entdeckung ein ebenso ewiger Prozess…tatsächlich ist DAS das ewige LEBEN, das sich selbst entdeckt und im menschlichen Bewusstsein zur SELBST-ERKENNTNIS kommt…
Und obwohl es immer nur die EINE GANZHEIT, das EINE LEBEN ist, das sich in Dir und mir und Allem was ist SELBST erlebt…das durch uns fühlt und schaut, atmet und denkt: aus der menschlichen Perspektive…also auf den Ebenen unseres KörperGeist-ErLEBENs (und das schließt  ALLE KörperGeist-Aspekte ein, von den scheinbar „niedrigsten“ bis zu den scheinbar „höchsten“) zeigt sich diese Selbst-Entdeckung in einer vollkommen einzigartigen und in keinem Moment vergleichbaren(!) Form…(Deinem individuellen (Er-)Leben)

Bejahung der EINZIGARTIGEN FORM als Durchgang zur formlosen Essenz

Die Bejahung dieser HIER-JETZT erscheinenden Form Deines inneren und äußeren ErLEBENs ist der Schlüssel, der Deine höchst individuelle, relative Wirklichkeit zu einer Pforte zum absoluten SELBST werden lässt…
Alles, was Dir dazu dient, das LEBEN immer freier durch Dich lebendig sein zu lassen…und sich in Form Deines einzigartiges So-SEINs in jedem Moment auszudrücken, führt Dich weiter zur Erkenntnis und Verwirklichung Deiner Ganzheit.

Wenn die Benennung und Kategorisierung Deiner Persönlichkeit (punktuell) dazu führt, dass Du Dich verstanden, gesehen und verbunden fühlst, dann hat sie ihren bestmöglichen Zweck erfüllt! Auf dieser Basis kannst Du Dich nun öffnen und Dein Bewusstsein DEM zuwenden, WAS tatsächlich IST…

Vergiss alles und SEI ganz!

In dem Moment, in dem Du jedoch beginnst, die Einzigartigkeit Deines Erlebens nicht mehr staunend zu erforschen, Dich SELBST nicht mehr uneingeschränkt zu entdecken und konzept-los neu zu erfinden, sondern zu „wissen“, was und wie Du bist…in (spätestens) diesem Moment ist es an der Zeit, alle Namen, Titel und Attribute abzuschütteln und wieder nackt zu werden……unbedeckt, empfänglich und präsent für die GANZHEIT die durch DICH leben will!

 

PS:

Falls Du Dich allerdings doch gerne einen Begriff hättest, mit dem Du Dich ganz und gar beschreiben kannst, eine „Kategorie“, in die Du bedingungslos hineinpasst und die Dich niemals einengt…voilá: entdecke Deine Hoch- und TiefLEBENdigkeit… 😉

…weitere Beiträge zu dem Thema findest Du hier:

Über Hoch- und TiefLEBENdigkeit (1)

Über Hoch- und TiefLEBENdigkeit (2)

 

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